Kanton setzt auf Solarstrom

14.01.2017


Der Thurgau entwickelt sich zum energiepolitischen Musterknaben.

SULGEN 

Vor fünf Jahren wurde eine Volksinitiative zur Förderung erneuerbarer Energien und zur Optimierung der Energieeffizienz mit deutlicher Mehrheit angenommen. Der Kanton Thurgau meint es ernst mit seiner Vorbildfunktion. Gestützt auf zwei Konzepte aus den Jahren 2007 und 2013, werden im Zeichen der propagierten Energiewende sukzessive kantonal genutzte Dächer mit Solaranlagen ausgestattet. Jüngstes Beispiel ist der Werkhof Mooshalden an der Donzhausenstrasse in Sulgen.

Acht Anlagen bis 2017 

Im Rahmen der Ausführungsetappe 2015-2017 stehen noch das Zivilschutz-Ausbildungszentrum Galgenholz in Frauenfeld, diverse Kleinanlagen und eventuell die Kantonsschule Romanshorn auf dem Programm. Mit einer Fläche von 1160 Quadratmetern und einer Leistung von 209 kWp war die Photovoltaikanlage der Berufsschule Kreuzlingen bisher die grösste. Sie ist jetzt von der Anlage in Sulgen abgelöst worden. Der Kanton beabsichtigt, bis ins Jahr 2017 insgesamt acht neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1100 kWp zu errichten. Man geht davon aus, das Programmziel von 1000 MWh pro Jahr damit erreichen zu können.

Verpflichtung des Kantons 

Carmen Haag, Chefin des Departements für Bau und Umwelt, erläuterte bei der gestrigen Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage in Sulgen die Beweggründe des Regierungsrates: «Weder eine neue Nukleartechnologie noch fossile Grosskraftwerke oder Stromimporte sind der richtige Weg zur Sicherstellung der künftigen Stromversorgung der Schweiz.» Es sei eine Pflicht des Kantons, einen Beitrag zu leisten. Oberste Priorität hätten die Stabilisierung und die Reduktion der Stromnachfrage. «Zur Erreichung dieser Ziele sind gemeinsame Anstrengungen von Politik und Wirtschaft sowie der Bevölkerung notwendig», betonte die Regierungsrätin. In strategischer Hinsicht bestehen die Zielsetzungen laut Haag in der Versorgungssicherheit bei Strom, einer regionalen Wertschöpfung, wettbewerbsfähigen Strompreisen und der Ausschöpfung der Effizienzpotenziale. Damit sie sich im Wettbewerb besser behaupten können, müssten Unternehmen unterstützt werden, erklärte Haag.

Das grösste Potenzial

Laut Andrea Paoli, Leiter der Abteilung Energie im Departement für Inneres und Volkswirtschaft, ist das Potenzial beim Solarstrom im Kanton Thurgau am grössten. Als Hoffnungsträger könne – trotz noch ungelöster Probleme – die Geothermie betrachtet werden, sagte Paoli am Donnerstag an der Medienkonferenz in Sulgen.  Das drittgrösste Potenzial für die künftige Stromproduktion sieht Paoli beim Wind, während es bei der Biomasse und vor allem beim Wasser keine grossen Möglichkeiten mehr gebe. Das Ziel für kantonale Gebäude bestehe darin, den Bedarf an nicht erneuerbaren Energien jährlich um 1,5 Prozent zu senken. Was die erneuerbare Stromproduktion anbelangt, sollen im Thurgau bis 2020 neue Anlagen mit 70000 MWh pro Jahr entstehen. Der Plazierung von Solaranlagen auf Berufsschulen misst der Kanton besondere Bedeutung bei. Solche Fälle hätten den Vorteil, dass die Nutzer den Betrieb der Anlage mitverfolgen könnten, wird argumentiert. Der Einbezug der Anlage in den Unterricht ermögliche es den Schülern, die Stromproduktion zu verfolgen. Dabei könnten sie auch lernen, damit umzugehen.

Kennzahlen Anlage produziert pro Jahr mehr als 200 MWh Strom 

Die aus 729 Modulen bestehende Photovoltaikanlage auf den Dächern der Werkhofgebäude in Sulgen ist derzeit die grösste kantonale Anlage. Sie erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 1190 Quadratmetern. Die Leistung der Anlage beträgt 215 kWp. (Kilowatt-Peak steht für die Spitzenleistung bei Photovoltaikanlagen zur Erzeigung von Strom.) Erwartet wird eine jährliche Stromproduktion von circa 205 MWh, was rund zwei Prozent des Strombedarfs der kantonalen Gebäude entspricht. Der Eigenverbrauch wird bei rund zehn Prozent liegen. Die Kosten für die Errichtung der Photovoltaikanlage in Sulgen beziffert das Departement für Bau und Umwelt mit einer halben Million Franken.